Einhörner – wahr oder doch nur erfunden? (von Greta Engel)
Das Einhorn wurde das erste Mal in Deutschland 1691 erwähnt von dem Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz. Doch das beantwortet noch nicht unsere Frage. Glaubt man den Quellen, stammt das Einhorn aus dem Morgenland. Zum Fabelwesen wurde es im Abendland. Dort lebt es, trotz des Untergangs, noch immer. Als symbolisches Geschöpf der westlichen Kultur. Es gibt auch viele Filme wie z.B. „Das letzte Einhorn“.
Darstellung des Einhorns in der Antike
Um 500 vor Christus berichtete Ktesias von Knidos in „Indika“ von Einhörnern in Indien. Das Horn des wilden, schnellen und starken Tieres wirke demnach antitoxisch. Deshalb soll der Hof der Achämeniden dieses als Trinkgefäß genutzt haben. Auf dieser Grundlage sprachen in der Antike zum Beispiel auch Aristoteles und Claudius Aelianus über das Einhorn.
In der römischen und griechischen Mythologie wird das Einhorn nicht genannt, es gibt auch keine Abbildungen aus dieser Zeit. Im zweiten Jahrhundert nach Christus erschien allerdings auf Griechisch ein frühchristliches Volksbuch, das „Physiologus“. Darin steht, dass nur Jungfrauen Einhörner fangen können. Dabei deutete man, dass die Jungfrau Maria und das Einhorn Jesus Christus ist. Das eine Horn steht für den Monotheismus und die Menschwerdung von Gott.
Einhörner im Mittelalter und der Neuzeit
Einhörner wurden im Mittelalter zum Beispiel von Hildegard von Bingen in Arzneibüchern erwähnt. Auch diverse Reisende gaben an, Einhörner gesichtet zu haben. So beschrieb Marco Polo, er hätte ein Exemplar auf Sumatra gesehen. Vermutlich handelt es sich dabei um das Sumatra-Nashorn. Auch der Jesuit Jerónimo Lobo, der Abenteurer Edward Webbe und der Reisende John Bell wollen Einhörner irgendwo auf der Welt gesehen haben. Dies lag vermutlich an den weit verbreiteten Legenden. Die Menschen berichteten also auch, was sie glaubten, gesehen haben zu müssen. Der Physiologus war bis in die frühe Neuzeit hinein sehr bedeutend für den christlichen Glauben an Einhörner.
Mittelalterliche Alchemisten begannen, das Einhorn wie den Löwen als „Spiritus Mercurius“ zu sehen. Demnach beschwichtigte das Wesen, welches für die aktive Reinheit und die durchdringende Kraft des Mercurius-Geistes stand, den Löwen.
Das Einhorn in der heutigen Zeit
Bedeutung in der Gegenwart erhält das Einhorn meist als Wesen in Fantasy-Romanen, als Spielzeug oder als Kuscheltier, doch durch seine Bedeutung ist es auch – gemeinsam mit dem Regenbogen – fest in der LGBT-Bewegung und im Feminismus verankert.
Der Einhorn-Hype der letzten Jahre sorgte dafür, dass es neben zahlreichen Einhorn-Geschenken auch vermutlich für jedes alltägliche Produkt eine Unicorn-Edition gibt. Das Eisenbahnunternehmen Locomore aus Berlin sagt in seinen Beförderungsbedingung, dass die Mitnahme eines Einhorns in Begleitung eines Kindes unter 14 Jahren kostenlos sei, solange die Sicherheit der Mitreisenden nicht gefährdet sei. Mittlerweile ist es auch in der Lebensmittel-Branche angekommen: Von Einhorn-Bier über Einhorn-Glühwein bis hin zu Einhorn-Bratwürsten ist alles möglich!
Aber gibt es Einhörner jetzt wirklich?
In der Mythologie symbolisiert das Einhorn oft Reinheit, göttliche Kraft und Transformation. Es wird angenommen, dass seine magischen Kräfte Krankheiten heilen und Wasser reinigen können, was die nährenden und lebensspendenden Aspekte der Natur darstellt. In einigen Kulturen gelten Einhörner auch als Beschützer gegen böse Kräfte und verbinden die physische Welt mit höher en Reichen. Ein weißes Pferd mit magischen Kräften, auf der Stirn ein gewundenes Horn. Vom Einhorn hat jeder schon einmal gehört. Aber wusstet ihr auch, dass das anmutige Wesen seine Popularität einem über 2000 Jahre alten Übersetzungsfehler verdankt? In fast jedem Fantasy-Roman kommt es früher oder später vor – das Einhorn, ein gutherziges magisches Wesen, oft verfolgt von niederträchtigen Schurken, die seine Zauberkräfte für sich nutzen wollen.
Herkunft des Einhorns
Aber: Woher stammt eigentlich das Einhorn? In Deutschland und Europa war es wohl die Bibel, die das Fabeltier zum Star gemacht hat. Oder genauer, das Alte Testament. Denn als der hebräische Text im dritten Jahrhundert vor Christus ins Griechische übertragen wurde, standen die Übersetzer plötzlich vor einem Problem: An mehreren Stellen wurde von einem seltsamen Tier berichtet, dem „Re’em“.
Bei den 72 Übersetzern herrschte Ratlosigkeit. Niemand wusste genau, um was für ein Wesen es sich dabei handelte. Schließlich nannten sie es „Monoceros“, zu Deutsch „Einhorn“.
Bedeutung des Einhorns
Dieses „Ur-Einhorn“ hatte mit dem anmutigen Wesen, wie wir es heute kennen, allerdings nur wenig zu tun: Kräftig und wild war es, von Eleganz und Zauberkräften keine Spur! Aus gutem Grund: Wie wir heute wissen, handelte es sich beim Bibel-Einhorn um nichts anderes als um einen Auerochsen – und dem sprießen bekanntlich zwei Hörner aus dem Schädel.
Erklären lässt sich dieser Hörner-Irrtum so: Möglicherweise kannte einer der Übersetzer das „Re’em“ von einer Zeichnung oder Wandbemalung. Da zu jener Zeit jedoch vornehmlich in der Profilansicht – also von der Seite – gezeichnet wurde, war häufig nur eines der beiden Hörner zu erkennen.
Nashorn statt Einhorn
Ein Übersetzungsfehler mit Folgen: Im Laufe der Jahrhunderte festigte sich der Glaube an das Einhorn – schließlich meinte man ja, dass seine Existenz durch die Bibel „belegt“ war! Hinzu kamen Augenzeugenberichte, die bis ins ferne Indien und nach China reichten. Immer wieder behaupteten Menschen, das Einhorn leibhaftig gesehen zu haben: Selbst der berühmte reisende Marco Polo gehörte dazu! Ganz falsch lag er freilich nicht: Allerdings war sein „Einhorn“ wohl doch nichts anderes als ………. EIN SCHLICHTES NASHORN. Im Laufe des Mittelalters ändert das Einhorn in den Geschichten und Erzählungen dann immer mehr seine Gestalt und wurde schließlich zu dem erhabenen Tier, das wir heute kennen: Ein pferdeähnliches Tier mit Zauberkräften, das (meist) in einem Garten oder Wald ist und als Symbol für Edelmut und Güte gilt.
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