Von anstrengenden Momenten bis zum Werdegang – Interview mit Herrn Bühmann
Seit den Containern an der heutigen Oberschule hat sich das Immanuel-Kant-Gymnasium Lachendorf stark entwickelt, nicht zuletzt wegen unseres (Noch-)Schulleiters Herrn Bühmann, der seit der Gründung dieser Schule dabei ist und viele wichtige Aufgaben übernommen hat. Am ersten August 2017 wird er sein Amt jedoch nach 12 Jahren abgeben. Bevor er in den Ruhestand geht, haben wir noch ein letztes Interview mit ihm geführt und unserem (Noch-)Schulleiter ein paar Fragen zu seiner Amtszeit, seinem Nachfolger und vielem mehr gestellt.
Werdegang
Schülerzeitung: „Wollten Sie schon immer Schulleiter werden oder hätten Sie früher lieber einen anderen Beruf gewählt?“
Bühmann: „Ursprünglich wollte ich Forstmann werden, weil wir Zuhause einen größeren Wald haben. Als ich aber mit meinem Forstwirtschafts-Studium angefangen hatte, wurde unser Wald 1972 von einem größeren Sturm so stark zerstört, dass meine Generation von dem noch vorhandenen Holz allein nicht mehr hätte leben können. Also habe ich mein Studienfach kurzfristig gewechselt und Biologie und Politik auf Lehramt studiert. Um den Wald habe ich mich dann nur nebenbei gekümmert. Ich hatte aber auch früher schon Lust an Pädagogik und habe zum Beispiel Jugendgruppen und Ähnliches geleitet.“
Schülerzeitung: „Wie viele Jahre lang waren Sie denn jetzt Lehrer und Schulleiter?“
Bühmann: „Ich habe mit dem Referendariat 1977 im Herbst angefangen. Also bin ich jetzt seit 40 Jahren Lehrer. Davon war ich 12 Jahre Schulleiter. Vorher war ich noch vier Jahre Koordinator in der Schulleitung am Gymnasium in Hermannsburg. Dann wurde hier die Schule gebaut und da dachte ich, das wäre eine Möglichkeit, nochmal etwas anderes zu machen.“
Aufgaben eines Schulleiters
Schülerzeitung: „Was ist denn besonders am Beruf Schulleiter?“
Bühmann: „Das ist die Mischung aus dem Unterrichten, was leider beim Schulleiter immer etwas kurz kommt, und dem Spaß am Organisieren. Man muss auch ein bisschen Geschick für Verwaltung auch so haben, das ist ein wichtiger Aspekt. Denn 800 Schüler zu organisieren und das ganze System am Laufen zu halten, das ist doch schon eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe – das muss man mögen.“
Schülerzeitung: „Was gefiel Ihnen denn eher: die Schüler zu unterrichten oder diese organisatorischen Aufgaben, die dazu gehören, die Schule zu leiten?“
Bühmann: „Die Mischung von beidem eigentlich und das ist eben auch wichtig. Bei den Franzosen zum Beispiel hat der Schulleiter überhaupt keinen Unterricht, sondern ist reiner Manager. Das fände ich nicht so gut, denn ich finde, ein Schulleiter muss eben auch etwas davon verstehen, wie Unterricht abläuft. Der hat ja auch nicht nur die Aufgabe, einige Stunden zu unterrichten, sondern muss darüber hinaus auch Kollegen beurteilen, Unterrichtshospitationen machen und er ist auch an der Ausbildung beteiligt. Das kann man nicht machen, wenn man nicht auch unterrichtet und eben Unterrichtserfahrung hat.
Wie sieht es mit Verboten aus?
Schülerzeitung: „Gibt es denn etwas, was Sie den Schülern hier an der Schule verboten haben, aber als Schulkind selber gerne getan hätten?“
Bühmann: „Man reift ja mit zunehmendem Alter. Ich meine, bei uns gab es keine Handyproblematik, so etwas gab es zu unserer Zeit ja noch nicht. Internet-Mobbing gab es damals auch nicht. Das ist etwas, was heute zunehmend eine Schwierigkeit ist und deswegen haben wir hier auch das Handyverbot. Als Schüler hätte ich das sicherlich auch nicht gut gefunden. Ich weiß ja, dass so ein Gerät heutzutage ganz wichtig ist.
Trotzdem: An eine gewisse Ordnung musste man sich aber auch damals halten, z. B. durfte ich im Unterricht ebenfalls nicht Kaugummi kauen. Aber ich habe auch schon einmal einen Tadel gekriegt, wenn ich mich an irgendwelche Regeln nicht gehalten hatte. Heute würde das ein D im Sozialverhalten bedeuten.
Ich meine allerdings, dass wir hier in der Schule immer eine gute Mischung zwischen dem, was erlaubt ist oder toleriert wird, und dem, was gar nicht geht, gefunden haben.
Der schönste Augenblick
Schülerzeitung: „Was würden Sie denn sagen, was der schönste Augenblick in den zwölf Jahren am Immanuel-Kant-Gymnasium war?“
Bühmann: „Da gab es eigentlich sehr viele schöne Augenblicke, zum Beispiel als wir aus unserem Containergymnasium an der Hauptschule hier in unser neues Gebäude umziehen konnten. Aber dann war eben auch das erste Abiturjahr ein entscheidendes Ereignis, weil der Aufbau abgeschlossen war. Auf der anderen Seite hat mir auch immer Spaß gemacht, die Entwicklung der musikalischen Arbeit hier an der Schule zu sehen. Hier wurden in den letzten 12 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Zum Beispiel hatten wir am Montag unser Sommerkonzert. Das war eines der schönsten Schulkonzerte, die ich hier im Laufe meiner Schullaufbahn genießen konnte.“
Eigene Lieblingsprojekte
Schülerzeitung: „Von solchen Projekten wie dem Sommerkonzert, gibt es da sozusagen ein Projekt, was Sie selbst realisiert haben, das Ihnen am meisten gefällt?“
Bühmann: „Das grüne Klassenzimmer zum Beispiel war ein Projekt, bei dem ich mich in Zusammenarbeit mit dem Lachendorfer Bürgermeister um Zuschüsse bemüht hatte. Wir haben dann von der EU diesen Zuschuss von 30.000 Euro bekommen. Mit Hilfe unseres Schulvereins und des Landkreises konnten wir das realisieren.
Aber auch andere Projekte: Wir waren zum Beispiel das erste Gymnasium weit und breit, das die Rhythmisierung, also das Doppelstundenprinzip, im Unterricht eingeführt hat. Die ersten Jahre hatten wir noch das Einzelstundenprinzip. Sowohl Schüler, Eltern als auch Kollegen fanden die neue Idee gut. Für die Schüler gibt es nur noch die Hälfte Lehrerwechsel pro Tag, sie müssen sich nicht auf sieben verschiedene Fächer und sieben verschiedene Lehrer einstellen, sondern nur auf drei, maximal vier. Und die Schultaschen wurden leichter. Das war so ein Projekt, das sich inzwischen in allen Gymnasien hier im Landkreis Celle durchgesetzt hat. Hier haben wir einen Meilenstein gesetzt.
Außerdem: Keine andere Schule weit und breit hat ein eigenes Schulauto und wir sehen, es wird inzwischen viel genutzt, auch für Exkursionen. Im Moment ist es gerade in Berlin und auch sonst wird es überall mit hingenommen. Es erleichtert auch den Transport ungemein.
Ein weiterer Meilenstein könnte das sein, was wir jetzt ab der Klasse 7 machen: die iPads flächendeckend für alle einzuführen.“
Was hat (noch) nicht geklappt?
Schülerzeitung: „Gibt es ein Projekt, was Sie gerne noch vor Ihrem Ruhestand realisiert hätten, was Sie aber nicht mehr umsetzen konnten?“
Bühmann: „Manche Sachen haben wir angeschoben, noch gerade im letzten Jahr. Ich weiß nicht, ob meine Nachfolger alle so glücklich damit sind. Einmal die iPad-Einführung und dann auch das bilinguale Profil. Ich habe heute gerade noch zusammen mit unserem Sachbearbeiter vom Landkreis ein Spielgerät für unseren Spielplatz bestellt, ein Gerüst zum Klettern. Das wird dann wohl hoffentlich im Herbst auch noch aufgestellt werden.
Wir haben also eigentlich eine ganze Menge erreicht.
Was mir noch so ein bisschen Bauchschmerzen macht, sind unsere Bläserklassen, die dringend neue Instrumente brauchen. Da ist eine Investition von 20.000 Euro notwendig. Hier müssen wir nochmal gucken, dass wir das auch hinkriegen, aber da bin ich noch dabei, das zu realisieren.“
Wünsche an den Nachfolger
Schülerzeitung: „Passend dazu: Falls Sie das mit den Bläserklassen nicht mehr hinkriegen, gibt es sonst noch irgendetwas, was Sie sich von dem Nachfolger erhoffen? Was sollte er realisieren?“
Bühmann: „Ich hoffe, dass er es schafft, den Ruf unserer Schule weiter zu festigen. Wir sind in unserem Umfeld inzwischen eigentlich sehr anerkannt. Ich hoffe, dass die Schülerinnen und Schüler auch weiterhin gerne hierher gehen und dass wir genügend Zulauf haben, damit wir immer in jedem Jahrgang mindestens vier Klassen bilden können. Das kommt natürlich auch nicht von alleine. Deswegen ist auch hier die Rolle des Schulleiters wichtig.
Im Moment platzt unser Schulgebäude ja aus allen Nähten, und wenn jetzt noch ein weiterer Jahrgang in der Oberstufe dazukommt, dann fehlen nochmal vier bis fünf große Räume. Ich wünsche dem neuen Schulleiter, dass er die Erweiterung unseres Schulgebäudes auch in Zusammenarbeit mit dem Landkreis gut hinbekommt, dass dort genügend Geld zur Verfügung gestellt wird und dass die Schulwünsche berücksichtigt werden können. Wir haben dort schon ein Konzept erarbeitet, wie man das machen könnte. Uns fehlen ja nicht nur Unterrichts- und Fachräume, sondern auch kleine Räume, in die Gruppen sich zurückziehen können. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich zum Beispiel in drei Jahren dazu eingeladen werde, dass optimale neue Räumlichkeiten zur Einweihung präsentiert werden.“
Schülerzeitung: „Gibt es irgendwelche spezifischen Eigenschaften, die Sie sich von dem Nachfolger erhoffen, die er also unbedingt haben sollte?“
Bühmann: „Ich habe ihn ja persönlich angesprochen, ob er nicht Schulleiter werden wolle. Ich kenne ihn auch aus der Schulzeit meiner Kinder und glaube, dass er das gut weitermachen wird. Ich wünsche ihm viel Glück.
Rückblick und Bewertung
Schülerzeitung: „Jetzt nochmal zu Ihrer Zeit als Schuldirektor, wie würden Sie denn Ihre Zeit selber rückblickend bewerten, also zum Beispiel als eher anstrengend oder als sehr erfolgreich? Was würden Sie sagen?“
Bühmann: „Anstrengend war es durchaus, weil man bei so einer Schule im Aufbau doch viel organisieren muss, z.B. musste ich quasi alle unterrichtenden Kollegen selbst aussuchen. Aber ich glaube, das ist dann auch gut gelungen. Wir haben ja ein tolles Kollegium!“
Schülerzeitung: „Sie haben ja schon gesagt, dass es anstrengend war. Würden Sie denn sagen, dass Sie sich auf Ihren Ruhestand freuen?“
Bühmann: „Das hat immer so zwei Seiten. Dadurch, dass ich eigentlich auch einiges anderes zu tun habe, freue ich mich, dass ich für diese Dinge etwas mehr Zeit habe. Auf der anderen Seite muss ich auch sagen: Es war eine sehr schöne Zeit hier und sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrerinnen und Lehrer und die weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben alle dazu beigetragen, dass es mir hier viel Freude gemacht hat und dass die Arbeit erfolgreich war. Die Schule steht heute doch ganz gut da.“
Schülerzeitung: „Was glauben Sie denn, was Ihre ersten Worte sein werden, wenn Sie kein Schulleiter mehr, also im Ruhestand sind?“
Bühmann: „Also ich werde nicht „Gott sei Dank“ sagen oder „Hurra“ schreien, weil mir die Arbeit sehr viel Freude gemacht hat, aber ich werde auch nicht anfangen zu weinen. Ich habe eigentlich immer gesagt: Es muss auch noch ein Leben nach der Schule geben. Mir wird dann sicherlich nicht langweilig. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und die Entwicklung des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Lachendorf noch lange Zeit beobachten kann.“
Und nun?
Schülerzeitung: „Haben Sie denn etwas Besonderes vor, was Sie nach Ihrer Zeit als Direktor gerne tun würden?“
Bühmann: „Ich habe ja schon immer etwas nebenbei gemacht. Am Anfang beispielsweise viel Politik. Mit der Übernahme der Schule habe ich das allerdings beendet, da sich beides zusammen nicht so gut verträgt. Aber letztes Jahr bin ich auch wieder in den Celler Kreistag gewählt worden und mache dort eben Kommunalpolitik. Ich bin bei mir Zuhause im Dorf Ortsvorsteher und bin inzwischen Mitglied im Vorstand eines Behindertenheimes. Ich arbeite also auch ehrenamtlich. Mir wird also nicht langweilig werden, wenn ich in den Ruhestand gehe.“
Schülerzeitung: „Welche Erfahrungen werden Sie denn aus Ihrer Zeit als Direktor mit in diese neue Zeit nehmen?“
Bühmann: „Zum einen, dass Verantwortung übernehmen auch viel Freude bereiten kann. Und zum anderen habe ich im Umgang mit den verschiedensten Menschen in dieser Schule auch viel fürs Leben gelernt.“
Schülerzeitung: „Vielen Dank für das Interview und viel Spaß im Ruhestand!“
Das Interview wurde am 14. Juni 2017 von Karen Heuer und Leo Tritthart geführt.
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