Filmkritik zu „Die andere Heimat“

Was macht einen Kulturfilm aus? Langeweile, Schwarz-Weiß-Aufnahmen, tiefe Philosophie, Kunst? Es ist wohl am ehesten etwas „anderes“. Und etwas anderes ist „Die andere Heimat“ von Edgar Reitz. Langweilig ist dieser Film auch mit seinen stolzen 225 Minuten nicht, schwarz-weiß hingegen ist er schon, philosophisch nur wenn man will und Kunst ist es allemal.

Filmplakat zu "Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht"
Filmplakat zu „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“

Wir befinden uns im Jahre 1840 im wunderschön vernebelten, aber ebenso verdreckten Hunsrück. Genauer gesagt im kleinen – fiktiven – Ort Schabbach, welcher im Film zum kleinen Universum wird. Die Handvoll schiefer, undichter Häuser steht dicht gedrängt um die Kirche und die wenigen Einwohner sind zumeist Bauern. Die Gemeinde wird allerdings auch vom demographischen Wandel belästigt. Nicht etwa wegen zu weniger Kinder, sondern aufgrund von Auswanderung – vor allem nach Südamerika.

Ein Artikel der Still Writin'-Jugendredaktion
Ein Artikel der Still Writin‘-Jugendredaktion

Auch der junge Protagonist Jakob Simon (Jan Dieter Schneider) träumt vom Zuckerhut, doch er will nicht aufbrechen, weil er von Hunger und Kälte getrieben zu wird, stattdessen möchte er die Welt erforschen, Indianer sehen und fremde Sprachen sprechen, die er sich selbst aus Büchern beibringt. Doch seine Ideen über Begegnungen mit unentdeckten Völkern bleiben in seinen Träumen gefangen, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass Deutschland im Zuge der Studentenrevolution im Umbruch steckt. Auch als sein Bruder in die Ferne aufbricht, geht er nicht, da er nun der einzige ist, der für Vater und Mutter sorgen kann …

Dieses Epos lässt den Zuschauer bis zum Ende des Abspanns sitzen bleiben – selbst wenn man in Hannover ist und zum Zug in Richtung Celle muss (hier lief und läuft „Die andere Heimat“ ja nicht): Der Film ist ein ganz neues Erlebnis, jenseits von 3D- und Spezialeffekten zurück zu einfachen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, welche in hoffnungsvollen Momenten ganz dezent und fast unmerklich Farbe annehmen.

Artikel im Celler Blickpunkt: (Seite 19)

Ofizielle Homepage des Films

Weitere Artikel der Still Writin’-Redaktion

Druckversion

von Alte Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert