Geburtsstätte der Mathecracks

Es ist Donnerstagmorgen, der Gong hat eben erst die dritte Stunde am Immanuel-Kant-Gymnasium eingeleitet. Die letzten Schüler huschen, in der Hand ein Pizzabaguette, aus der Mensa, ab in ihre Klassenräume. Zurück bleiben 70 vereinzelt sitzende Schüler, die sich mit tief hängendem Kopf über einen vor ihnen liegenden Stapel Papier beugen. Sieht ganz gefährlich nach einer Mathe-Klausur aus. Doch wieso prangt auf dem Deckblatt ein quietschgrünes tierähnliches Wesen – es soll wohl ein Känguru sein -, das enthusiastisch mit Stiften jongliert?

Das Logo des Känguru-Wettbewerbs
Das Logo des Känguru-Wettbewerbs

Die Antwort liefert uns Barbara Badzio, Fachbereichsverantwortliche für Mathematik am Kant-Gymnasium. Es handelt sich um den jährlich stattfindenden „Känguru-Wettbewerb“ für Schüler der 3. bis 12. Klassen, unter offiziellem Namen „Känguru der Mathematik“, an dem dieses Jahr deutschlandweit fast eine Million Kinder teilnahmen. Als Zielsetzung lässt sich auf der offiziellen Website lesen: „Das Ziel des Wettbewerbs ist in allererster Linie die Popularisierung der Mathematik: Es soll durch die Aufgaben Freude an (mathematischem) Denken und Arbeiten geweckt bzw. unterstützt werden.“ Organisiert durch den Verein „Mathematikwettbewerb Känguru e. V.“ mit Sitz in Berlin, findet der Wettbewerb seit 1995 statt. Auch unsere Schule nimmt bereits seit einigen Jahren daran teil, wobei die Mehrzahl der Schüler aus der 5. und 6. Klasse stammt, wohingegen in der Oberstufe leider nur sehr wenig Interesse besteht. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Känguru-Wettbewerb?

Ein Blick über die Schultern der tüftelnden Mathe-Freaks verrät uns einiges: Es handelt sich um Multiple-Choice-Aufgaben mit jeweils fünf möglichen Antworten, von denen aber jeweils nur eine richtig ist. Thematisch decken die 24 bzw. 30 Fragen – abgestimmt auf die Jahrgangsstufe des Teilnehmenden – fast aller Bereiche der Mathematik ab: Von der Geometrie über reine Logik-Aufgaben bis hin zur Wahrscheinlichkeitsrechnung. 75 Minuten haben die Schüler Zeit, um sich ganz ohne Taschenrechner durch den Haufen Papier durchzuarbeiten und Punkte zu sammeln. Der Knackpunkt bei der Sache: Für jede falsch beantwortete Aufgabe gibt es einen Punkt Abzug – durch pures Raten ist also schon so mancher auf den letzten Plätzen gelandet. Um hier den ersten Platz zu belegen, muss man schon echt ein Mathe-Genie sein!

Die Preisträger Lenny Jonko (6d), Jan-Edo Timmermann (5c), Wolf Luttermann (6b), Friederike Lutterloh (6d) und Stina Poppendorf (6b) (v.l.) mit Mathematik-Fachobfrau Barbara Badzio (Mitte), es fehlt Marlon Kobbe (8c) (Foto:  Tim Ruben Weimer)
Die Preisträger Lenny Jonko (6d), Jan-Edo Timmermann (5c), Wolf Luttermann (6b), Friederike Lutterloh (6d) und Stina Poppendorf (6b) (v.l.) mit Mathematik-Fachobfrau Barbara Badzio (Mitte), es fehlt Marlon Kobbe (8c) (Foto: Tim Ruben Weimer)

Doch genau das haben zwei der Teilnehmer unserer Schule geschafft: Marlon Kobbe aus der Klasse 8c erreichte mit fast voller Punktzahl Platz eins; Wolf Luttermann aus der Klasse 6b stieg sogar mit der maximal erreichbaren Punktzahl nach ganz oben auf das Treppchen – gerade einmal 0,0002 % aller deutschen Teilnehmer schaffen das! „So etwas hat es an unserer Schule noch nie gegeben, hab ich auch noch nie erlebt“, urteilt Fr. Badzio voller Respekt. Wundern tut sich aber keiner so wirklich darüber, dass gerade die beiden Schulsieger wurden. Wolf hatte bereits im letzten Jahr den ersten Platz geholt; Marlon bereits satte vier Mal – jedes Jahr seit der 5. Klasse. Weitere Preisträger waren Jan-Edo Timmermann aus der 5c, Stina Poppendorf aus der 6b, sowie Lenny Jonko und Friederike Lutterloh, beide aus der 6d. „Die darf man dann wohl durchaus als unsere Mathecracks bezeichnen …“, meint Fr. Badzio.

Auch im nächsten Jahr soll der Känguru-Test wieder schulübergreifend stattfinden. Bis dahin gratulieren wir den sechs Mathe-Genies zu ihren Preisen in Form eines kleinen (Mathe-)Spiels und vor allem zu dem Wissen, die besten Mathecracks der Schule zu sein. Was das Känguru nun eigentlich mit Mathematik zu tun hat, wissen wir aber immer noch nicht.

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von Tim Ruben Weimer

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