Ausland nach dem Abi – Top oder Flop?
Viele fragen sich nach dem Schulabschluss, ob sie ein Auslandsjahr in einem anderen Land machen sollten. Aber ist das zu empfehlen oder nicht? Ich habe ein Interview mit dem ehemaligen Abiturienten unseres Gymnasiums, Daniel Bruns, geführt, der ein Jahr in Afrika war und jetzt wieder zurück ist und viel zu erzählen hat:
1. Wann wusstest du, dass du ins Ausland möchtest?
Ich wusste schon früh, dass ich vor dem Studium ein Jahr einschieben wollte, in dem ich eigene Erfahrungen sammeln und meine Interessen und Vorlieben entdecken kann. Als ich während der elften Klasse in Göttingen bei einer Infoveranstaltung Erfahrungsberichte von ehemaligen weltwärts-Freiwilligen gehört habe, war für mich klar, dass ich das auch machen wollte.
2. Wie und bei wem hast du dich beworben?
Ich habe mich bei dem ASC Göttingen, der eine weltwärts-Entsendeorganisation ist, beworben. Neben den normalen Bewerbungsunterlagen war ein einseitiges Motivationsschreiben gefordert. Nach der formalen Bewerbung ging es zu einem dreitägigen Assessment-Center nach Göttingen und als dritte Stufe zu einem Einzelgespräch mit der Verantwortlichen des Landessportbundes nach Hannover.
3. Wo hast du gelebt?
Zunächst habe ich den ursprünglich geplanten Zeitraum in der Hauptstadt Namibias, Windhoek, verbracht. Danach habe ich meinen weltwärts-Freiwilligendienst für sechs Monate verlängert und bin in eine neue Einsatzstelle in den Norden des Landes, nach Eenhana, gezogen.
4. Was hast du im Ausland gemacht (Beruf, …)?
Die Freiwilligen meiner Entsendeorganisation teilen ihre Begeisterung für den Sport und so haben wir uns mit dem Motto ‚Sport has the Power to change the world‘ nach Nelson Mandela hauptsächlich mit Sportprojekten beschäftigt. Diese reichten von ganz normalem Sportunterricht in den Schulen über Sportmannschaften am Nachmittag, Unterstützung von Tagesstätten mit Sportangeboten bis zur Organisation von Wochenendveranstaltungen.
5. Hattest du Probleme damit, die ganze Zeit Englisch zu sprechen? Hast du noch eine neue Sprache gelernt?
Obwohl ich nicht die besten Englisch-Noten hatte, gab es für mich auch in der Anfangszeit niemals Verständigungsprobleme. Mit der Zeit bin ich immer sicherer geworden, sodass ich schon für einen Amerikaner gehalten wurde. Sobald man also im täglichen Kontakt mit einer Sprache steht und keine Scheu hat, auch mal Fehler zu machen, braucht man meiner Meinung nach keine Bedenken zu haben. In meinen letzten Monaten habe ich zudem die Grundlagen der englischen Gebärdensprache und Oshivambo gelernt. Ersteres brauchte ich für einige Projekte mit der Taubstummen-Gemeinde vor Ort und Oshivambo ist die lokale Sprache in diesem Teil des Landes.
6. Was hat dir am besten an deinem Auslandsjahr gefallen?
Die erstmalig gewonnene neue Freiheit und die vielen wirklich inspirierenden Persönlichkeiten, die ich während der Zeit getroffen habe, haben mir eine neue Perspektive auf viele Dinge gezeigt.
7. Gab es auch Dinge, die dir nicht so gut gefallen haben?
Es gab natürlich Sachen, an die man sich gewöhnen musste und die einem negativ in Erinnerung bleiben, wie Gewalt an den Schulen oder die Unzuverlässigkeit mancher Menschen. Im Rückblick kann ich aber sagen, dass keine Probleme aufgetaucht sind, die man nicht überwinden konnte.
8. Hattest du Heimweh?
Ich persönlich hatte aufgrund der immer aufregenden Zeit nie Heimweh, sonst hätte ich wahrscheinlich auch nicht verlängert. Manche Freunde von mir hatten zwischenzeitlich aber schon Heimweh. Wenn man in dieser Zeit füreinander da ist, geht das aber auch schnell vorbei. Ein Jahr ins Ausland zu gehen hört sich zwar lange an, aber aus meiner Sicht verfliegt die Zeit viel zu schnell.
9. Glaubst du, du würdest nochmal dorthin fahren?
Ich weiß hundertprozentig, dass ich bei Gelegenheit wieder zurückfliegen werde, weil ich das Land jetzt schon vermisse. Ich habe auch viele Freunde gefunden, sodass Namibia für mich schon eine Art zweite Heimat ist.
Die Fotos wurden von Daniel Bruns aufgenommen.
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